Eat, Drink, Design, Repeat – Salone del Mobile, Teil 2

Salone del Mobile 2025

Also jedenfalls bin ich dann heute morgen – frisch und munter, kein Witz – mit der ganzen Verlagscrew via Cappuccino-Zmorge zur Messe nach Rho. Rho ist, wie kann man das beschreiben. Ach ja, so geht's: Rho ist roh. Klingt ein wenig brutal, aber wer Design will, muss sich das verdienen. Die Messehallen, sie verzeihen nicht. Sie fühlen mit, sie fordern heraus, sie überwältigen – aber nein, verzeihen, das tun sie nicht. Niemandem. 

Red Card, Baby!

Mit der Red Card kommen gefühlt zwei Millionen exklusiv ausgewählte Journalist:innen zackig, eine halbe Stunde früher als der Pöbel und vor allem mit Aussicht auf jede Menge Muntermacher (a.k.a. gratis Espresso und Cannoli) aufs Gelände. Das ist mitunter so semi-hilfreich, einfach, weil alle Muntermacher der Welt nicht ausreichen, um gefühlt zwei Millionen ausgehungerte Journalist:innen (print ain't gonna pay your bills, baby!) zu verköstigen. Wer schlau ist (a.k.a. ich (und nun höre ich auf mit dem a.k.a., a.k.a. also known as)) trinkt den besten Cappucino der Stadt noch vorm borden der Metro in Chinatown.
Aber bevor ich zu sehr abschweife, hier mal ein paar Eindrücke, was es alles zu sehen gab. Macht hoch die Tür, das Tor macht weit, es kommt Design für die Ewigkeit:

So gross ist der Kleine schon! Aus «Frog» wird 30 Jahre später «Superfrog». Entworfen wurde das Update des Lounge-Chair-Klassikers von Living Divani Kreativdirektor Piero Lissoni

Ausserdem neu bei Living Divani: Der filigrane Lounger «Fillet» von Giacomo Moor.

Edra hat schon im vergangenen Jahr gezeigt, dass ein Stuhl, nicht ein Stuhl, nicht ein Stuhl ist. Sondern ein Thron. Deshalb schafft es «Milano» von Jacobo Foggini auch dieses Jahr in unsere Rückschau.

Da freut er sich. Chefredakteur Roland Merz darf bei Edra neue Sofas Probe sitzen. 

Tropisch dekorativ: Ein Blick durch die Glaswand auf den florierenden Messestand von Porada.

Der Stand von Gervasoni 1882 erinnerte ein bisschen an Griechenland, die weissen Häuser auf Santorini, ehrwürdige Säulengänge eines halb ausgegrabenen Tempels. (Notiz an mich: Nochmal recherchieren, kann ja nicht sein, dass Italien auf Griechenland macht!)

Nach einer Pause im letzten Jahr ist Rolf Benz wieder zurück auf der Showbühne: «Taya» von Norsmind (alias Svend Loevbjerg und Henrik Pedersen) ist für den Innen- und Aussenbereich erhältlich. Selbstverständlich modular und wie immer bei Rolf Benz in Topqualität.

Es war einmal ein Bett. Mittlerweile hat der italienische Designmöbelhersteller Flou sein Sortiment um Kommoden, Schreibtische, Poufs und Bänke erweitert.

Bonaldo schenkt seinen Möbeln mit einem neuen, grosszügig designten Stand mehr Freiheit. Und schafft es, als eine von wenigen Firmen, sich sanft und stilvoll weiterzuentwickeln. 

High tech, high touch – so das oberste Gebot bei Karimoku Furniture. Und tatsächlich fühlt sich ein Holzrahmen dann auch an, wie ein Seidenfoulard. 

Wer bis hierher mitgeslidet ist, bekommt jetzt ein absolutes Zückerli: Das neue Sofa «Treboli» von Jaime Hayon für Arflex. Spoiler-Alert: Die Füsse sind kleine Kleeblätter.

Lucie Koldova überzeugte bisher mit ihren Leuchten für Brokis. Jetzt hat sie das Sofa «Nimbo» für Bielefelder-Werkstätten entworfen, das mit zarten Rundungen verführt.

Wer auch dieses Mal nicht den Biss hatte, bis zum Ende des Sliders zu sliden, der hat zwar heute kein Resümee verpasst, aber ein paar hübsche Neuheiten. Was nun folgt, ist eine weitere Slideshow, dieses Mal mit Menschen, die den heutigen Tag versüsst, bereichert, unterhaltsam oder aufregend gemacht haben. Denn jedes Möbel lebt auch von den Menschen, die sich während der Entwicklung, Produktion, der Vermarktung und Installation damit auseinandersetzen. So zum Beispiel – und die Liste liesse sich problemlos erweitern, nur sind mir nicht alle durchs Bild gelaufen:

Lucie Koldova, die mit Leuchten (als Designdirektorin bei Brokis) und Polstermöbeln (aktuell brandneu für Bielefelder Werkstätten) die Herzen zum Flattern bringt.

Das Ideale Heim Chefredakteur Roland Merz und die zauberhafte Martina von Ergo PR

Jens Kittel, Marketing- und PR-Chef von Rolf Benz, der schon ganz früh gecheckt hat, dass man eine Pressemappe ohne Passwort einfach und unkompliziert auf der Firmenwebseite zum Download bereitstellen kann.

Konstantin Grcic (Fanfoto, ich gestehe). Und ich hoffe sehr, dass er das auf dem Foto ist, bin mir aber ziemlich sicher, weil ihn immer diese freundliche Aura des «Bitte sprich mich nicht an» umgibt.

Jonathan Olivares, der als SVP Design von Knoll International «the keys to the f*** car» hat. Details folgen...

Living Divani CEO Carola Bestetti – ruhelos, immer auf der Suche nach Neuem und trotzdem ein Pool unglaublicher Gelassenheit.

Sanchir Kath, der trotz fliegender Teppicherfolge auf dem Boden der Tatsachen knüpft. 

Einmal mehr Das Ideale Heim Chefredakteur Roland Merz, weil er mit den Boys von Claesson, Koivisto und Rune so plaudert, als ob sich die Runde wöchentlich trifft.

Und schliesslich Architekt und Neu-Möbeldesigner Mark Lee, der dem Michelinmännchen mit dem Sofa «Biboni» für Knoll International (unbewusst?) ein Denkmal setzt.

Um 18:21 Uhr ist die Metro zurück in die Stadt weniger voll als am Morgen. Man ist müde, weil der Kopf voll und der Akku leer ist, zumindest, wenn man sich wie ich von einer Tüte Nüssen ernährt, weil man keine Sekunde des Tages an Profanes wie Essen verschwenden möchte – auch wenn es sich um italienisches Essen handelt. Die Stationen ziehen vorüber und mit ihnen bleiben Bilder und Gedanken und Worte und Taten zurück, die man jedes Jahr aufs Neue nicht erwartet, wenn man den Salone del Mobile besucht. Sollte im heutige Rückblick an der einen oder anderen Stelle Ironie durchblitzen, dann meine ich das ganz liebevoll. Denn die heiligen Hallen von Rho, sie mögen vielleicht nicht verzeihen, aber sie behüten Vergangenheit und Zukunft der Designmöbelwelt immerhin schon seit 63 (!) Jahren. 
Morgen dann noch die Lichtgestalten der Euroluce – und mit einer kleinen precioso curioso sage ich für heute Buonanotte.

Stuhl bestehend aus Affenplüschtieren.

Mich laust der Affe! (Sorry, der musste jetzt noch sein.) Gesehen bei Versoni