In Estland fängt der Frühling erst richtig an

5 Reisetipps Estland

Stadtzentrum von Tallinn aus der Luft mit einem Glashochhaus im Vordergrund

Die Hauptstadt Tallinn ist das pulsierende Herz des baltischen Staates.

Bereit für den zweiten Frühling? Während in der Schweiz die Pflanzen in voller Blüte sind oder der bunte Frühlingszauber schon fast wieder vorbei ist, fängt er in Estland erst langsam an. Das Land im tiefen Norden hinkt der Schweiz meteorologisch nämlich ungefähr sechs Wochen hinterher. Eine Reise nach Estland ist also perfekt, um die Frühlingsgefühle zu verlängern. Doch das nordische Land, das zu den baltischen Staaten zählt, ist nicht nur deshalb eine Reise wert.

Das kleine Land ist eingebettet in atemberaubende Natur, die von dichten Wäldern bis zum Meer alles bietet – ausser Berge, denn der höchste Punkt ist mit dem Suur Munamägi lediglich 318 Meter hoch. Das Herz Estlands ist wohl die pulsierende Hauptstadt Tallinn, die aus einer grossen, historischen Altstadt und unzähligen neuen, aufstrebenden Quartieren besteht, die hungrig auf die Zukunft, Veränderung und Fortschritt sind. Die Liste der Highlights könnte endlos weitergeführt werden, doch diese fünf Tipps gehören sicher auf jeden Estland-Reiseplan.

Blick von unten auf ein Hochhaus mit Glasfronten in Tallinn, Estland

Im Rotermann-Viertel steht Genuss an erster Stelle. Hier findet man zahlreiche Restaurants, Boutiquen und das estnische Architekturmuseum.

1. Eine Symbiose aus Alt und Neu

Während die Altstadt von Tallinn, als aussergewöhnlich vollständige und gut erhaltene mittelalterliche Handelsstadt an der Ostseeküste, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, katapultieren uns andere Stadtteile in die moderne Gegenwart. Das geschieht, ohne die Vergangenheit und Geschichte vollständig zurückzulassen, denn in Vierteln wie Telliskivi und Rotermann findet architektonisch sowie kulturell eine wunderschöne Verschmelzung statt. Alte industrielle Backsteinhäuser werden mit modernen Glasbauten aufgestockt, alte Fabrikhallen bieten Platz für hippe Restaurants und kleine estnische Designerlabels, die das handwerkliche Wissen ihrer Vorfahren neu und modern interpretieren. Wer Design, Street-Art, aufstrebendes Handwerk und moderne Architektur liebt, der sollte einen Abstecher nach Telliskivi und Rotermann auf keinen Fall missen.

Blick aus der Luft auf das Fotografiska im Quartier Telliskivi in Tallinn

Das Quartier Telliskivi gilt als eines der hippsten der Stadt Tallinn.

2. Lichtinstallationen mit kulinarischer Begleitung

Manchmal ist der Weg das Ziel. Denn Indrek Leht und Ellery Powell haben einen Ort geschaffen, wo man gar nicht so schnell ankommen möchte. Auf dem Weg zu ihrem Fine Dining Forest Restaurant Nõmbra begeben sich die Besucher:innen auf einen Spaziergang wie in Alice im Wunderland. Doch der wunderschöne Waldweg führt nicht an skurrilen Kreaturen vorbei, sondern an wunderschönen Lichtinstallationen, die mit der Natur verschmelzen. Und plötzlich erscheint in der Dunkelheit, am Ende des Lichtweges ein kleines Mini-Dörfchen, bestehend aus ein paar Zelten und Häuschen. Angekommen und hungrig kann man sich nun von der leckeren, sehr lokalen Waldküche verwöhnen lassen.

Lichtinstallation eines roten, leuchtenden Fensters in der Dunkelheit

Der dem Weg zum Waldrestaurant Nõmbra führt vorbei an zahlreichen Lichtinstallationen von internationalen Künstler:innen.

Länglicher Teller mit Dessert auf einem Bein einer Person, die am Lagerfeuer sitzt

Das Dessert des Fine Dining Kochs Ellery Powell wird am Lagerfeuer serviert.

3. Kunst mit Meeresblick

Eine ehemalige Fischerei-Kolchose bietet heute Platz für über vierhundert Werke von estnischen Künstler:innen. Das Kunstmuseum Viinistu zeigt einen Querschnitt durch die estnische Kunstgeschichte aus dem 19. Jahrhundert bis heute. Die einzigartige Sammlung von Jaan Manitski bietet einen wunderbaren Überblick über die Kunst des Landes, aber natürlich auch über die Themen, mit denen sich die Künstler:innen in den unterschiedlichen Epochen auseinandergesetzt haben. Eine visuelle Geschichtsstunde an der 3 794 km langen Küste Estlands.

Kunstmuseum Viinistu in ehemaligem Fischereigebäude bei Nacht

Die Dame, die am Empfang des Museums arbeitet, war bereits zur Zeit der Fischerei-Kolchose dort beschäftigt.

4. Eine Wanderung in die Stille

Nichts ist zu hören ausser dem gelegentlichen Zwitschern der Vögel, die restlichen Geräusche werden vom Hochmoor geschluckt. Es ist wie eine bewegte Meditation, die sich über einen 3.5 Kilometer langen Bohlenweg erstreckt, denn die Wanderung ist ein wunderbarer Detox von unserer schnellen, lauten Welt. Der Weg durch das Viru-Hochmoor führt meist über Stelzen und legt den Blick frei auf die wunderschöne Landschaft mit ihren bunten Farben, eingesäumt vom Wasser. Die Moore bedecken in Estland einen Fünftel des Festlandes und sind damit ein wichtiger Bestandteil des Landschaftsbildes. Wer nach der Wanderung eine Erfrischung braucht, kann im kühlen Moorsee baden.

Blick auf das Viru-Hochmoor mit gelegentlichen Bäumen und Seen

Eine Wanderung durch die absolute Stille, um die Batterien wieder aufzuladen.

5. Eine Reise in die hölzerne Vergangenheit

Etwas komplett anderes und schwer Vergleichbares ist der Gutshof Mustjõe. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert, bereits damals wurde es als Gasthof betrieben. Die alten estnische Riegenhäuser wurden auf beeindruckende Weise gefertigt – ganz ohne Nägel und Metall. Was auf keinen Fall fehlen darf, ist die Rauchsauna, denn das Saunieren gehört schon seit Jahrhunderten zur ethnischen Kultur.

Ein hölzernes Riegenhaus in Estland auf grüner Wiese

Eine architektonische Zeitreise zurück ins 16. Jahrhundert.

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