Interior Design wird zum Herzstück moderner Wellbeing-Studios

Von grauen Fitness-Studios zu ästhetischen Wellbeing-Spaces

Studio Y3 in Zürich: Ein Raum, der Stille und Fokus spürbar macht – hier wird Yoga zur Erfahrung von Präsenz und Klarheit.

Architektonische Bögen schaffen eine Atmosphäre, die Geborgenheit und Offenheit zugleich vermittelt.

Licht wird zum Element der Achtsamkeit – es leitet, beruhigt und verbindet die Räume.

Ein Rückzugsort, der Ruhe und Klarheit ausstrahlt – Interior wird hier selbst zur Praxis.

Kaum ein Bereich hat sich in den letzten Jahren so stark gewandelt wie die Welt von Wellbeing und Fitness. Was früher zwischen Spiri-Ecke und hartem Training oszillierte, ist heute zu einem selbstverständlichen Teil des Alltags geworden: Yoga, Meditation, Breathwork oder Eisbäder sind Praktiken, die Körper wie Geist nähren. Doch wer ein modernes Studio betritt, sucht längst mehr als Bewegung – es geht um ein Ankommen, um Balance und um ein Erlebnis, das alle Sinne berührt.

Interior Design ist dabei nicht nur schöne Kulisse. Studien zeigen, wie stark Raumgestaltung unser Nervensystem beeinflusst: Licht, Materialität und räumliche Klarheit können beruhigen, Weite schenken oder Energie aktivieren. Wallpaper beschrieb diesen Trend mit Blick auf High-End-Gyms, die zunehmend wie Spas wirken: Orte, die Regeneration, Gemeinschaft und Ästhetik genauso fördern wie Training. Innenarchitektur wird so Teil der Praxis – sie begleitet uns beim Entschleunigen, schafft Räume für Klarheit und unterstützt, was wir im Alltag suchen: Präsenz und Balance.

Dass Wellbeing-Spaces Ausdruck unserer Zeit sind, zeigt ein Blick nach Dubai ins Museum of the Future. Dort werden gar mehrere Etagen den Fokusthemen Wellbeing und Healing gewidmet: Sound Healing, Meditationsräume und multisensorische Installationen laden zur Entschleunigung ein. Wenn sogar ein Zukunftsmuseum Wellbeing und Heilung so konsequent thematisiert, wird klar: Die Räume der Zukunft müssen selbst Teil dieses Prozesses sein. Interior Design wird zum Schlüssel, um Orte zu gestalten, die weit mehr sind als funktional – sie werden zu Resonanzräumen für Wellbeing.

Gedimmtes Kerzenlicht entlang einer Steinwand schafft eine intime und ruhige Atmosphäre.

Keen Wellbeing: Zwischen rohem Stein und sanftem Licht entsteht ein Rückzugsort von Geborgenheit.

Kerzenlicht in einem Raum mit Steinwänden und Vorhängen schafft eine ruhige, meditative Stimmung.

Das warme Kerzenlicht verleiht dem Gewölbe eine intime, fast sakrale Atmosphäre.

Kerzen auf dem Boden vor einem Raum mit roter Beleuchtung, die eine warme und zugleich kraftvolle Stimmung erzeugen.

Rotes Licht schafft eine Atmosphäre für Regeneration.

Dunkler Raum mit roten Lichtleisten entlang der Holzbänke, die eine ruhige und zugleich intensive Atmosphäre erzeugen.

Die Sauna wird durch gezielte Lichtakzente zum Rückzugsort – minimalistisch und atmosphärisch zugleich.

Auch Zürich wird zunehmend zur Bühne für Räume, die Wellbeing neu inszenieren. Mit KEEN Wellbeing hat Zürich in den Viadukt Bögen einen Ort erhalten, der Wellbeing als ganzheitliches Erlebnis versteht. Hier geht es nicht um mehr Leistung, sondern um bewusste Regeneration – physisch, mental und emotional. In geführten Sessions wechseln sich Sauna, Eisbad und Breathwork ab: ein Spiel aus Hitze, Kälte und Atmung, das Resilienz stärkt, Stress löst und neue Energie schenkt. Auch das Interior trägt diese Haltung: klare Strukturen, reduziertes Design und die rohe Architektur des Viadukts verbinden sich mit Licht, Klang und Atmosphäre zu einem Setting, das Kraft und Ruhe gleichermassen ausstrahlt. Keen ist damit mehr als ein Studio – es ist ein Recovery Club, der Regeneration zum Lifestyle erhebt.

In Zürich Altstetten hat Scarlett Steiner mit KULT ein Studio eröffnet, das Reformer Pilates neu interpretiert – nicht nur als Training, sondern als Ceremony. Jede Klasse ist wie ein Ritual gedacht: eine bewusste Abfolge, die Körper, Geist und Präsenz gleichermassen anspricht. Von Einsteigerkursen bis zu intensiven Sessions begleitet KULT die Teilnehmenden dabei, nicht nur Muskeln zu formen, sondern ein Gefühl von Hingabe und Verbindung zu kultivieren. Auch das Interior greift diesen Anspruch auf. Der helle, klare Raum mit den eleganten Reformer-Geräten wirkt reduziert und zugleich kraftvoll – eine Atmosphäre, die Fokus und Tiefe unterstützt. Es ist ein Setting, das Bewegung in ein Erlebnis verwandelt: geerdet, rhythmisch, fast zeremoniell. So wird das Studio zu mehr als einem Ort des Trainings – es wird zu einem Raum, in dem Bewegung selbst zur rituellen Praxis wird. 

KULT Pilates: Fliessende Übergange durch Transparenz und schlichte Elemente.

Offenheit nach aussen – das Studio verbindet urbane Klarheit mit einer einladenden Atmosphäre.

Klare Formen, Spiegel und Licht – das Studio setzt bewusst auf ein Design, das sowohl Ästhetik als auch Funktionalität vereint.

Auch im Retail-Bereich bleibt das Konzept reduziert und modern – alles ordnet sich dem Prinzip «Design follows function» unter.

Schon von aussen wird klar: KULT ist mehr als ein Pilates-Studio, es ist ein Statement.

KULT wirkt wie eine Mischung aus Galerie und Fitnessstudio – mit einer klaren Vision: «Natürlich wollten wir das Studio ansprechend gestalten. Vor allem aber wollten wir einen Unterschied machen: Im Dschungel der vielen gemütlichen Pilates-Studios die alle in Beige daher kommen, wollten wir einen Ort schaffen, der ein bisschen nach Berlin anmutet. Edgy ist, mutig und heraussticht. Und gleichzeitig aber minimalistisch ist. Denn, wenn es drauf ankommt, geht es nicht um die Dekoration, sondern um Kontrolle, Hingabe, Transformation und Bewegung.»

Das Zusammenspiel von Funktionalität und Design steht im Zentrum: Design follows function. «KULT sollte ein Raum für das Wesentliche schaffen: Bewegung, Pilates Principles, Transformation von body, mind and soul. Verbindung mit dir selbst und mit anderen Gleichgesinnten. Nur unsere Fenster sind laut - hier spielen wir mit dem Gedanken 'mehr ist mehr'. Von innen ist KULT eher ein sanctuary, ein heiliger Ort, der wie ein himmlisches Labor anmuten soll – das war unsere Vision», so Scarlett Steiner.

Minimalistischer Yogaraum mit Betonwänden, Kerzenlicht und aufgereihten Matten in Zürich.

Studio Y3: Zwischen roher Architektur und warmem Kerzenschein entsteht ein Raum, der Ruhe und Tiefe erfahrbar macht.

Mitten in Zürich, an der Weststrasse, lädt das Studio Y3 in einen Raum ein, der bewusst reduziert gestaltet ist. Sichtbeton steht im Kontrast zu den geschwungenen Formen in den Garderoben, die dem Raum eine sanfte Note verleihen. Hier wird Design selbst zur Praxis: minimalistisch, ruhig und zugleich warm, sodass Ankommen und Loslassen fast selbstverständlich geschehen. Musik, Atem und Bewegung verschmelzen in den Klassen zu einem immersiven Erlebnis, das mehr ist als Yoga – ein Sanctuary im urbanen Alltag, das Präsenz und Verbindung erfahrbar macht.

Diese Studios verkörpern, was den Zeitgeist heute prägt: eine neue Kultur des Ankommens, in der Interior Design keine Nebensache ist, sondern Menschen trägt, inspiriert und verbindet. Im Gespräch mit Cecilia Jane Vedder, Gründerin von Studio Y3 wird deutlich, wie sehr das Interior Teil des Gesamterlebnisses ist: «Meine Liebe zum minimalistischen Design wurde zur Grundlage für die Architektur und Atmosphäre des Studios. Klare Linien, offene Räume und indirektes Licht waren bewusste Entscheidungen, um eine Umgebung zu schaffen, die zugleich still und warm wirkt – ein Ort, an dem Menschen ankommen, den Alltag loslassen und sich wohlfühlen können.»

Diese Gestaltung der Räume prägt auch die Praxis, wie Cecilia Jane Vedder sagt: «Viele Besucher:innen bringen das rasante Tempo ihres Tages mit, doch Schritt für Schritt hilft die ruhige Atmosphäre, langsamer zu werden und tiefer zu atmen.» Ihre Hoffnung ist, dass dieser Raum jede:n dazu einlädt, Yoga und Bewegung auf eine sanftere, bewusstere Weise zu erleben – «weniger mit dem Anspruch, etwas erreichen zu müssen, sondern vielmehr präsent zu sein, sich verbunden zu fühlen und sich selbst genau dort zu begegnen, wo man gerade steht».

Die Zukunft von Fitness und Wellbeing liegt nicht allein in neuen Praktiken, sondern in den Räumen selbst. Orte, die Ruhe, Klarheit und Sinnlichkeit ausstrahlen, werden zum wesentlichen Teil des Erlebnisses. Menschen suchen nicht nur Training, sondern Verbindung und Balance – und Interior Design wird zum Schlüssel. Aus klassischen Studios entstehen Wellbeing-Spaces: moderne Oasen, die Körper, Geist und Seele gleichermassen berühren.