A rechte Sternstunde war's, oder Spatzl?

Münchner Stofffrühling & Munich Design Days

Brezel auf einem weissen Teller

In diesem Artikel ziehe ich nicht nur, aber einmal mehr, meinen Hut vor der Weltweisheit vom Monaco Franze, und führe des Weiteren, nicht detailliert aber in etwa auf den Punkt aus, warum der Münchner Stofffrühling mein Lieblingsfrühling ist.  

Bussi, Bussi, Bier und Brezn, das scheint auf den ersten Blick ein recht ländliches Manöver und taktisch weit weniger erfolgsversprechend als ein mondänes Salutone am Salone Sensazione. Dass in Italien alles besser ist, hat Johann Wolfgang von Goethe schon zu meiner Schulzeit behauptet, wohingegen der ewigen Stenz vermutlich schmettern würde: «Altmodisch bis provinziell war's! Des war's!» Und recht hat er! Denn während bei der Möbelmesse in Mailand die sensationelle Weltneuheit gerne mal über ihre eigenen Gucci-Loafers stolpert, passiert beim Stofffrühling in München – ganz unprätentiös – Folgendes:

Ein sehr freundlicher Barista/Marketingmitarbeiter von Ligre versteht die alarmierende Unterkoffeinierung der Eröffnungsgäste pronto und setzt alles daran, diese auf Kurs zu bringen, so dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit…

…Klaus Winkler und Malte Perlitz schenken können. Zur Eröffnung der ersten Munich Design Days haben die beiden Initiatoren und Organisatoren den feinen Zwirn ausgepackt (ist ja auch Stofffrühling) und begrüssen die Gäste in der Füllhalle auf der Praterinsel zwar nicht mit Bussi Bussi, aber mit Charme und Schirm, weil, a bisserl geregnet hat es halt auch. 

Zur selben Zeit, nur ein Stockwerk tiefer erhellt «Poudrier» von DCW Editions die weissgetünchten Wände des Wurzelkellers…

…und Ligne Roset lädt zur loungigen Lümmelei…

…während ClassiCon (wir sind nun wieder oben in der Füllhalle) zum ersten Mal die Esstischvariante von Sebastian Herkners «Bell Table» zeigt.

Und damit auch alle auf dem bayerischen Boden der Tatsachen bleiben, gibt's zur Stärkung: A Brezn – what else!

Während von mir in Mailand erwartet wird, dass ich in Endlosschleife «Bellissimo» repetiere, darf ich beim Münchner Stofffrühling auch einfach mal «Oha» sagen und muss nicht gleich vor Begeisterung schnappatmend Hyperventilieren. Mit den Worten vom Franze: «Geh Spatzl, schau wie i schau! Recht viel treuer schaut auch kein Schaf.» 

Bei Fischbacher 1819 wird das «Oha» zum Motto Imperfection erhöht und konsequent durchgezogen! Das Schweizer Traditionslabel lud zum Design-Talk mit Fabian Freytag, der das Publikum überzeugte:

«Man muss den Blick auf die Dinge schulen und merken, dass etwas nicht wertlos wird, wenn es in die Jahre kommt.» Schee gsagt, Fabi! Ausserdem war von der Beseelung der Stoffe die Rede, und wenn Freytag nicht so grundsympathisch wäre, man hätte ihn prontissimo in die Lombardei verbannen mögen. Aber eben, grundsympathisch…

…und tags darauf unterwegs mit Interiordesignerin Stephanie Thatenhorst, die in ihrem zukünftigen Showroom Platz machte für die Bienchen und Blümchen Abstraktionen von cc tapis

…sowie die neue Stofflichkeit (doch, doch, einmal darf das im Text vorkommen) von Designs of the time. Belgier übrigens, und ebenfalls grundsympathisch.

Bereits angekündigt, ist diese Rückschau ja auch eine kleine Hommage an den Monaco Franze und da dürfen die schönen Damen nicht fehlen: Zauberhaft und direkt aus'm Pott wären da Marlene Büsing vom Teppichrevoluzzer Jan Kath

…Paintgirl Ruth Mottershead von Little Greene aus dem schönen, wenn auch brexitierten Grossbritannien…

…und schliesslich Designerin Birgit Hoffmann von Hoffmann Kahleyss, die mit Christian Seisenberger von Janua sowie den Freifrau-Twins Marc und Niklas Hellweg in den Isartalstudios Neuheiten der beiden Unternehmen vorstellte.

«Ehrlich gesagt, ich interessiere mich wahnsinnig für Frauen», gibt der ewige Stenz ja unumwunden zu. Geheimtipp für den Stofffrühling 2026: das Pressefrühstück bei Little Greene in der Westenriederstrasse. 

 

Und nun kommen wir langsam zum Schluss, es ist doch auch alles gesagt: «Aus is und gar is, und schad is, dass's wahr is!» Der Münchner Stofffrühling ist und bleibt mein Lieblinsgfrühling. 

Frau vor Spiegel